Weltkindertag

Alles für den Schutz von Kindern

Massenüberwachung schützt Kinder nicht, liebe Politikerinnen und Politiker. Wir haben da ein paar Vorschläge für grundrechtewahrende Maßnahmen, die wirklich helfen.

Die Kinder von heute sind die Entscheider.innen und Politiker.innen von morgen – und die heutige Politik bringt ihnen bei, sich an Überwachung zu gewöhnen und ihre Grundrechte aufzugeben. Das ist, gelinde gesagt, unklug. Am heutigen Weltkindertag möchten wir daran erinnern, dass eine grundrechtewahrende Gestaltung der Politik und auch die datenschutzfreundliche Digitalisierung im Bildungsbereich unabdingbar sind, um Kinder zu schützen und sie zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu erziehen.
Dafür werfen wir zuerst einen Blick darauf, wie es nicht geht (Stichwort: Chatkontrolle) und machen dann Vorschläge, die tatsächlich dem Kinder- und Jugendschutz dienen. Frei nach dem Motto: Kinderschutz statt Massenüberwachung!

Chatkontrolle

Mit der Chatkontrolle sollen unsere Geräte gegen uns eingesetzt werden. Die EU-Kommission plant einen maßlosen Übergriff auf unsere Smartphones. Wir wehren uns gegen diesen Totalangriff auf unsere Grundrechte.

Chatkontrolle als „Schutz von Kindern“ ist eine Farce

Die EU-Kommission hat ein Gesetz vorgeschlagen, welches eine anlasslose Massenüberwachung der gesamten Bevölkerung vorsieht und dafür Unternehmen verpflichten soll, private Nachrichten schon auf dem Smartphone zu durchleuchten, noch bevor diese verschickt werden. Sie begründet das mit dem Schutz von Kindern, aber Chatkontrolle ist nicht geeignet, Kinder zu schützen. Sie greift vielmehr unverhältnismäßig in deren Recht auf freie Kommunikation und Privatsphäre ein.
Dazu erklärte Joachim Türk vom Kinderschutzbund bei der Sachverständigenanhörung zur Chatkontrolle im Bundestag:

„Diese anlasslose Überwachung von Kommunikation ist ein tiefer Eingriff in das Grundrecht der Kommunikationsfreiheit, eines wesentlichen Bestandteils der Meinungsfreiheit, und ein wichtiges Kinderrecht. Wir fürchten Auswirkungen auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen allein dadurch, dass diese Option besteht. Eine „Chatkontrolle“ widerspricht dem Bestreben, Grundrechte in einen Ausgleich zu bringen und eine Güterabwägung vorzunehmen.“
Quelle: Digitalausschuss Bundestag

Das belegen auch Zahlen zur Haltung der Jugend zur Chatkontrolle. In einer repräsentativen Studie mit über 8000 Jugendlichen aus 13 europäischen Ländern hat sich gezeigt, dass diese die Chatkontrolle mehrheitlich ablehnen. Die vom Kinderschutzbund befürchtete negative Auswirkung auf die freie Persönlichkeitsentfaltung von Kindern und Jugendlichen durch die bloße Möglichkeit, ständig überwacht zu werden – der sogenannte „Chilling Effect“ (kurz: Resignation, statt auf den eigenen Grundrechten zu bestehen) – wird dort bestätigt.

80 Prozent der Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren aus 13 EU-Mitgliedstaaten sagen, sie würden sich nicht wohl dabei fühlen, politisch aktiv zu sein oder ihre Sexualität zu erkunden, wenn Unternehmen oder Behörden jederzeit ihre digitale Kommunikation überwachen könnten, um nach sexuellem Kindesmissbrauch zu suchen.

Echter Schutz für Kinder und Jugendliche

Technokratische Ansätze zur Massenüberwachung der Bevölkerung durch Chatkontrolle helfen nicht, Kinder und Jugendliche zu schützen. Sie sind sogar kontraproduktiv. Aber was würde tatsächlich helfen?

In einem neuen Buch präsentiert der investigative Journalist Daniel Moßbrucker erstmals im deutschsprachigen Raum eine systematische und datengestützte Recherche in pädokriminellen Zirkeln im Darknet. Er klärt darüber auf, wie Pädokriminelle im Internet vorgehen und wie Eltern ihre Kinder mit diesem Wissen bestmöglich schützen können. In dem Sachbuch plädiert er für zeitgemäße Medienbildung für Kinder durch Eltern und bietet konkrete Hilfestellung und praktische Tipps, die im Alltag umsetzbar sind. Vermeintlichen Kinderschutz durch repressive Maßnahmen wie Chatkontrolle oder Vorratsdatenspeicherung lehnt er als nicht zielführend ab.
Das Buch „Direkt vor unseren Augen“ bei uns im Shop.
Der Autor im Gespräch mit netzpolitik.org.

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Als Digitalcourage engagieren wir uns für eine lebenswerte Welt im digitalen Zeitalter, und ein wichtiger Bestandteil besteht für uns darin, Menschen zu einem mündigen Umgang mit Technik zu befähigen. Darum beschäftigen wir uns schon lange mit den Rechten von Kindern und Jugendlichen, wie diesen ein sicherer Umgang mit Technik beigebracht werden kann und wie sie vor der Ausbeutung ihrer Daten geschützt werden können.
Unsere Medienpädagogin Jessica Wawrzyniak hat dazu viele Projekte angestoßen und Aufklärungsmaterialien geschaffen, die Kinder und Jugendliche, Eltern und Lehrende bei der Medienbildung unterstützen und Brücken in die digitale Verantwortung bauen sollen.

Unsere Arbeit im Bildungsbereich

Wir stellen hier eine kleine Auswahl aus unserer Aufklärungsarbeit vor. Wir wünschen uns, dass der Weltkindertag auch bei politischen Entscheider.innen dazu führt, das Thema Kinder- und Jugendschutz endlich ernst zu nehmen, anstatt den Kindern mit sachfremder Symbolpolitik immer wieder einen Bärendienst zu erweisen.

Für Kinder,

um ihnen die Zusammenhänge zwischen Mediennutzung, Digitalisierung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nahezubringen und sie vor allem für Privatsphäre und Datenschutz zu sensibilisieren.

Zum Lesen: